They don´t speak for me

Hallo, ich weiß nicht ob wir uns kennengelernt haben, aber ich bin Maren und Gewaltopfer, dieser Artikel dreht sich um Gewalt und den Umgang damit.

Ich wurde mit 20 auf dem Nachhauseweg vergewaltigt und schlepp seitdem den ganzen Klimbim der damit einhergeht mit mir rum, Panikattacken, PBS etc. Bin seit einiger Zeit in Behandlung. Pleased to meet you.

Diese Tatsache war mit ein Grund, weswegen ich angefangen habe mich mit (Netz)Feminismus zu beschäftigen, abgesehen von den Gründen die hier schonmal genannt worden sind. Das Dumme ist, dass ich mich mehr und mehr von diesem abgestoßen fühle, weil ich denke, dass er mich nicht repräsentiert.
Ich habe im Nachhall meiner Vergewaltigung erlebt, wie Leute mich anders angesehen haben, nicht mehr als eine lustige, kluge, selbstbewusste Frau sondern als Wrack, das man mit Samthandschuhen anpacken muss. Nicht cool. Ebenso habe ich jahrelang sprichwörtlich Angst vor meinem eigenen Schatten gehabt, habe erlebt wie potentielle Beziehung von meinem Mißtrauen zerstört wurden und vieles mehr.
Dass diese Erfahrungen, mit denen ich ja nicht allein stehe, nun kleingemacht werden, indem sie mit unangenehmen Gyn-Untersuchungen verglichen werden,  oder dass Trigger vermieden werden sollen indem Vokale aus den entsprechenden Worten rausgenommen werden (srsly, ihr verarscht mich damit oder? Ich kann es immer noch erkennen!) das ist verletzend und beleidigend. Es zeigt mir, dass ihr mich nicht ernst nehmt. Nicht mein Leid und nicht meine Person, die Tatsache, dass ich trotz allem eine starke Frau bin, ein erwachsener Mensch, der immer noch die lebensnotwendige Fähigkeit hat, Dinge zu ertragen, zu überwinden und daran zu wachsen. Ich bin nicht meine Vergewaltigung!
Da, ich habs geschrieben ganz ohne Sternchen. Es hat lange gebraucht bis ich das konnte, bis ich keine Euphemismen oder Anführungsstriche in der Luft brauchte um mich davon zu distanzieren. Ich brauche das um damit ins Reine zu kommen, es als Teil meiner Vergangenheit zu akzeptieren um es irgendwann in ein Eckchen stellen zu können, wo es im täglichen Leben nicht mehr stört. Und ich denke dass ich nicht alleine damit bin. Ich denke die meisten Geschädigten (ich kann das Wort „Opfer“ nicht leiden) wollen Gerechtigkeit für die an ihnen begangene Tat und dann so normal weiterleben wie vorher, wenn auch in dem Bewusstsein, dass sie nicht alleine sind.

Aber sie müssen, MÜSSEN die Möglichkeit haben darüber zu sprechen, auch wenn es unbequem ist, für die Geschädigten wie für Unbeteiligte. Vergewaltigung darf kein Tabuthema sein. Es darf nicht verschlüsselt werden. Aber das wird grade zuhauf in der Blogosphäre getan.

Auch (und damit mache ich mich verdammt unbeliebt, ich weiß) will ich nicht von Frauen vertreten werden, die meinen, dass dumm angequatscht zu werden in derselben Liga spielt wie die gewaltvolle Verletzung meiner körperlichen Integrität, die den Begriff „sexuelle Gewalt“ verwässern, damit sie eine Opferhistorie aus dem Ärmel schütteln können, weil jede Feministin die was auf sich hält hat ja eine. (->)

Mädels, in dem Club wollt ihr kein Mitglied sein.  Seid froh dass ihr so priviligiert seid (und den Begriff benutze ich völlig wertfrei), sowas nie kennengelernt zu haben, dass sag ich euch als eine der so ziemlich alles, was einer Frau schlimmes passieren kann, auch passiert ist. Und die dennoch weiterlebt, die meiste Zeit glücklich.

Macht euch nicht zum Opfer, und mich bitte auch nicht. Ich will kein Mitleid, ich will Respekt. Also beleidigt mich nicht.

P.S. Ich werde jeden Maskulisten, der diesen Artikel nutzt um den Feminismus in den Schmutz zu ziehen bei lebendigem Leibe häuten!


56 responses to “They don´t speak for me

  • Christian - Alles Evolution

    “Macht euch nicht zum Opfer, und mich bitte auch nicht.“

    finde ich einen wichtigen Satz. wird leider zu häufig gemacht.

    • marenleinchen

      Halt du dich da raus. Lies das P.S. Jemanden, der sich ein Vergewaltigungsopfer in einer Beziehung nicht „antun“ will, verbiete ich ganz einfach mal sich dazu zu äußern.

      • Christian - Alles Evolution

        ich habe das p.s. gelesen und nichts zum Feminismus geschrieben.

        sondern dir lediglich zugestimmt.

        ich spare mir auch eine lange Erläuterung meiner damaligen gerade auf solche Opfer bezogenen Aussage.

        aber für jemanden, der nicht als Opfer behandelt werden will reagierst du reichlich sensibel

      • marenleinchen

        Das ist auch mein gutes Recht. Du reihst dich übrigens gerade bei den tausenden Leuten ein, die einem als Geschädigter sagen, wie man sich denn bitte zu verhalten haben. Damit hast du einen Platz auf der Spamliste gewonnen. Glückwunsch.

      • Christian - Alles Evolution

        Na dann noch für den Spam Filter:

        ich sage dir nicht, wie du dich zu verhalten hast, sondern wie ich dein verhalten empfinde.

        wenn du Respekt und normale Behandlung einforderst, warum dann gleichzeitig das herausnehmen von Sonderrechten?

      • marenleinchen

        Was für Sonderrechte?
        Zudem wäre ich entzückt über eine Erläuterung deiner von mir zitierten Aussage?

      • Christian

        Sind es keine Sonderrechte, wenn du Verhalten deinerseits eben damit rechtfertigst, dass du vergewaltigt wurdest?

        „Zudem wäre ich entzückt über eine Erläuterung deiner von mir zitierten Aussage?“

        Gut, aber dann beschwer dich nicht, wenn ich es erkläre:

        Wenn man eine Frau kennenlernt und sie erzählt einem sogleich, dass sie vergewaltigt wurde, dann vermute ich erst einmal, dass sie das macht, weil sie Verständnis für verschiedenste Probleme ihrerseits, die daraus resultieren, erzeugen möchte.
        Ich schulde ihr aber nichts. Ich habe sie nicht vergewaltigt und muss mich daher dort nicht reinziehen lassen.

        Ich kenne Freunde und Freundinnen, die Beziehungen hatten, bei denen jemand erhebliche Probleme mit sich herumschleppte und teilweise deswegen in Behandlung war. Es endete in der Regel nicht gut. Es bestanden immer wieder erhebliche Probleme in der Beziehung, weil bestimmte Punkte eben nicht gelöst werden konnten. Es waren aus meiner Sicht unglückliche Beziehungen, sicher mit guten Momenten, aber nicht mit Happy End. ich sehe wenig Sinn darin, mir eine solche Last aufzuladen, wenn ich es früh genug merke und noch nicht tief genug in der Sache drin bin um erhebliche Gefühle investiert zu haben. Ich lasse es dann aus Selbstschutz lieber sein.

        Zu dieser Einschätzung beigetragen hat auch ein eigenes Erlebnis, mit einer Frau, die einen Mißbrauchshintergrund hatte und die immer wieder hin und her sprang zwischen Nähe und Distanz, de, Einfordern von Schutz und dem auf Abstand halten. Ich fand das extrem anstrengend und habe es dann einfach sein lassen.

        Aus meiner Sicht gehört zu der Forderung, nicht Opfer zu sein, auch die Berücksichtigung, dass auch andere nichts dafür können, was dir passiert ist und es kein Recht darauf gibt, dass sie daraus resultierende Verhalten ausblenden.

        Das mag aus deiner Sicht hart klingen. Aber warum genau sollte ich mit jemanden, der vermutlich ein Trauma hat, eine Beziehung eingehen, wenn es genug andere Personen gibt, die keins haben, insbesondere, wenn ich vermuten darf, dass ich dann mit hoher Wahrscheinlichkeit unglücklich werde?

        Was ist das denn, wenn nicht die Forderung nach Mitleid bzw. einer Sonderbehandlung?

        Wenn die Vergewaltigung dein Handeln in einer Beziehung nicht bestimmt, dann muss es möglich sein, dass ich mir ein Bild von dir mache, ohne dass sogleich die Vergewaltigung eine Rolle spielt.

        Und erzähl mir nicht, dass du es bei einer Betrachtung eines Mannes als Beziehungskandidat ausblenden würdest, wenn er bei den ersten Dates ein traumatisches Ereignis aus seiner Vergangenheit schildert, für das er nichts kann, dass ihn anscheinend noch stark belastet und das sich gerade auf eure Beziehung auswirken kann.

      • marenleinchen

        *Sind es keine Sonderrechte, wenn du Verhalten deinerseits eben damit rechtfertigst, dass du vergewaltigt wurdest?*

        Nein. Ich kann und darf sensibel was gewisse Themen angeht sein. Auch wenn ich im Allgemeinen nicht als Opfer gesehen werden will. Das ist menschlich.

        *Wenn man eine Frau kennenlernt und sie erzählt einem sogleich, dass sie vergewaltigt wurde*

        Also bitte wer macht denn sowas?

        *Aus meiner Sicht gehört zu der Forderung, nicht Opfer zu sein, auch die Berücksichtigung, dass auch andere nichts dafür können, was dir passiert ist und es kein Recht darauf gibt, dass sie daraus resultierende Verhalten ausblenden.*

        Hab ich was anderes behauptet?

        *Was ist das denn, wenn nicht die Forderung nach Mitleid bzw. einer Sonderbehandlung?*

        Es ist die Forderung nach Gleichbehandlung. Es gibt ganz viele Frauen die im Allgemeinen gelernt haben, damit umzugehen, die es aber dem Partner dennoch (nach einer gewissen Zeit) sagen, aus Fairness, damit er weiß was los ist, sollte was passieren, oder falls es ihr nicht gut geht.
        Auch wenns ihr 90% der Zeit gut geht.

        Zudem, sich nicht als Opfer stilisiert sehen zu wollen heißt nicht, dass man nicht ab und an keine schlechten Gefühle deswegen hat. Es gibt kein Entweder-Oder. Und du kannst auch nicht „geheilt“ werden. Es gibt aber nen Unterschied zwischen damit zurechtkommen-wollen und sich im Selbstmitleid ergehen.

      • Robin Urban

        Ich glaube, vieles von dem, was du hier schreibst, sowie dieser ganze saudämliche Pickup-Mist und dein Biologiegelaber würden sich von selbst relativieren, wenn du einfach mal richtig lieben würdest.

      • Christian

        @Maren

        „Nein. Ich kann und darf sensibel was gewisse Themen angeht sein. Auch wenn ich im Allgemeinen nicht als Opfer gesehen werden will. Das ist menschlich.“

        Natürlich darst du sensibel sein. Aber ich darf auch meine Entscheidung, mit wem ich etwas anfange, davon abhängig machen, ob diese in bestimmten Situationen sensibel sind oder nicht?

        „Also bitte wer macht denn sowas?“

        Besagte Frau erzählte mir am ersten Date, wie sie ein alter Mann im Supermarkt lüstern angeschaut hatte und was ich dagegen tun würde. Ich fand es etwas merkwürdig als Thema für das erste Date.

        „Hab ich was anderes behauptet?“

        Wenn du das auch so siehst, warum beschwerst du es dann, wenn ich eine noch nicht überwundende Vergewaltigung als Kriterium in meine Überlegungen mit einstelle?

        „Es ist die Forderung nach Gleichbehandlung. Es gibt ganz viele Frauen die im Allgemeinen gelernt haben, damit umzugehen, die es aber dem Partner dennoch (nach einer gewissen Zeit) sagen, aus Fairness, damit er weiß was los ist, sollte was passieren, oder falls es ihr nicht gut geht.
        Auch wenns ihr 90% der Zeit gut geht.“

        Wenn man etwas aus Fairness sagt, dann doch weil man davon ausgeht, dass es ihn belasten wird oder nicht?
        Jetzt beschwerst du dich, dass ich diese Belastung dann als solche registriere und nicht eingehen will. Ich sprach wohlgemerkt davon, dass man bereits bei den ersten Dates merkt, dass sie da ein Problem hat.
        zudem solche Probleme ja auch erhebliche Auswirkungen in einer Beziehung haben können. Du schilderst sie selbst:

        Ebenso habe ich jahrelang sprichwörtlich Angst vor meinem eigenen Schatten gehabt, habe erlebt wie potentielle Beziehung von meinem Mißtrauen zerstört wurden und vieles mehr.

        Was ist, wenn ich dieses Mißtrauen nicht möchte, wenn ich dieses „vieles mehr“ als Risiko nicht eingehen möchte, sondern wenn dann jemanden will, der zumindest diese Phase bereits hinter sich hat.
        Gleichbehandlung würde gerade bedeuten, dass man hier wie dort erhebliches Misstrauen als Minusfaktor bewertet. Und ebenso ein erhebliches Problem, welches sie noch nicht überwunden hat, wodurch auch immer es hervorgerufen wurde.

        „Und du kannst auch nicht “geheilt” werden. Es gibt aber nen Unterschied zwischen damit zurechtkommen-wollen und sich im Selbstmitleid ergehen.“

        Vollkommen richtig. Natürlich ist der Ansatz, bei dem man damit zurechtkommt oder kommen will, der richtige.

        Aber ich stelle noch mal eine Frage:
        Würdest du bei einem Mann, der mit etwas zurechtkommen muss, keine Abstriche machen, wenn du noch in der Kennenlernphase bist?

      • Christian

        @Robin

        „Ich glaube, vieles von dem, was du hier schreibst, sowie dieser ganze saudämliche Pickup-Mist und dein Biologiegelaber würden sich von selbst relativieren, wenn du einfach mal richtig lieben würdest.“

        Das ist eine sehr freundliche Ferndiagnose. Was bringt dich zu der Einschätzung, dass ich nicht lieben kann?

        Und hattest du nicht die Probleme geschildert, die mit einem Exfreund bestanden haben, der ein geringes Selbstvertrauen hatte? Würdest du denn in eine neue Beziehung mit einem Mann gehen, der ein entsprechendes geringes Selbstvertrauen hat, wenn es in den ersten Dates rauskommt ebenso wie der Umstand, dass er nichts dafür kann, dass er sich so entwickelt hat?

      • marenleinchen

        *Besagte Frau erzählte mir am ersten Date, wie sie ein alter Mann im Supermarkt lüstern angeschaut hatte und was ich dagegen tun würde. Ich fand es etwas merkwürdig als Thema für das erste Date.*

        Ist es. Das hat aber denke ich eher was mit ihrer Persönlichkeit als mit ihrer Mißbrauchserfahrung zu tun. Dazu muss ich auch sagen, dass manche Männer voll auf „gebrochene“ Frauen stehen. Ist so der Weiße-Ritter-Komplex, dann fühlen sie sich ganz als Beschützer. Das sind auch traurigerweise oft die einzigen, die nicht negativ reagieren. Wie kam sie mit deiner dehnbaren Nein-Definition zurecht?

        *Du schilderst sie selbst:*
        Die Männer wussten nicht Bescheid. Wahrscheinlich war ich für die einfach etwas irre. Du reagierst auch anders, wenn du weisst, dass der andere dich NICHT fallen lässt und Verständnis hat. Auch weil er weiss, dass es nichts mit ihm zu tun hat. Zudem war das Erlebnis da noch frischer.
        Aber schlicht zu sagen, „das tu ich mir nicht an“ ist fast schon grausam.

        „Würdest du bei einem Mann, der mit etwas zurechtkommen muss, keine Abstriche machen, wenn du noch in der Kennenlernphase bist?“

        Jeder hat sein Päckchen zu tragen.

      • Christian

        „Ist es. Das hat aber denke ich eher was mit ihrer Persönlichkeit als mit ihrer Mißbrauchserfahrung zu tun.“

        Möglicherweise. Aber vielleicht folgt diese Persönlichkeit bei ihr auch zu einem gewissen Teil aus ihrer Mißbrauchserfahrung

        „Dazu muss ich auch sagen, dass manche Männer voll auf “gebrochene” Frauen stehen.“

        Ich eben nicht. ich mag selbstbewußte Frauen.

        „Ist so der Weiße-Ritter-Komplex, dann fühlen sie sich ganz als Beschützer. Das sind auch traurigerweise oft die einzigen, die nicht negativ reagieren.“

        Dürfte umgekehrt genau so sein: Männer mit Psycho-Problemen ziehen Frauen mit Helfersyndrom an.

        “ Wie kam sie mit deiner dehnbaren Nein-Definition zurecht?“

        Ich habe es nicht angesprochen, es ist ja kein Thema für ein erstes Date. Allerdings hatte sie meiner Meinung nach selbst eine sehr dehnbare Nein-Definition. Sie hat ein stark dominantes Verhalten abgefragt, ihr letzter Freund hat sie entsprechend behandelt und wahrscheinlich wäre ich weiter gekommen, wenn ich ihr Verhalten teilweise als Shittest behandelt hätte. Bei mir läuteten allerdings alle Alarmglocken und ich war eher zurückhaltend. Es soll ja nicht selten sein, dass Menschen, die verletzt wurden, einen sehr starken Partner wollen, weil das Autorität und Beschützerfähigkeiten ausstrahlt und man entsprechend Verantwortung abgeben kann.

        „Die Männer wussten nicht Bescheid. Wahrscheinlich war ich für die einfach etwas irre.“

        Wenn du ihnen vorher gesagt hättest, dass du „etwas irre“ bist, hättest du es dann verstanden, wenn sie das nicht gewollt hätten?

        „Du reagierst auch anders, wenn du weisst, dass der andere dich NICHT fallen lässt und Verständnis hat. Auch weil er weiss, dass es nichts mit ihm zu tun hat. Zudem war das Erlebnis da noch frischer.“

        Deine Seite ist natürlich verständlich. Ich kann deine Perspektive verstehen. Vielleicht kannst du auch einmal versuchen aus der Sicht eines Mannes zu denken, der eine Frau kennenlernt und beurteilen muss, ob er mit ihr glücklich wird. Und dabei nicht sicher ist, ob er die Kraft hat immer den passenden Halt zu geben, Rücksicht zu nehmen, gerade im Sexualbereich besondere Schwierigkeiten in Kauf zu nehmen. Oder ob er diese Kraft haben will, aufwenden will.
        Wenn dein Bruder/bester Freund dir sagen würde „Ich habe zwei wunderbare Frauen kennengelernt, schön, intelligent, wir haben die gleichen Interessen, eine ist vergewaltigt worden und hat es noch nicht überwunden, die andere ist nicht vergewaltigt worden, mit welcher soll ich mich auf eine Beziehung einlassen?“ was würdest du ihm dann raten?

        „Aber schlicht zu sagen, “das tu ich mir nicht an” ist fast schon grausam.“

        Aus deiner Sicht natürlich. Aber ist es nicht auch grausam zu sagen „Das tue ich mir an“, gerade wenn man weiß, dass man auch eine Beziehung mit einer Frau haben kann, bei der man sich das nicht antut? Oder gar „Das du dir da vielleicht etwas antust darf bei deiner Entscheidung keine Rolle spielen?“

        „Jeder hat sein Päckchen zu tragen.“

        Eben. Sein Päckchen. Und wenn man bei einem potentiellen Partner bemerkt, dass das Päckchen sehr groß ist und man es vermutlich mittragen muss, dann ist es nicht verwunderlich. dass man sich das überlegt.
        Sicherlich: Wenn man das Päckchen eh bereits trägt, weil man in einer Beziehung ist, dann mag es etwas anderes sein. Aber hier reden wir über das Kennenlernen.

      • marenleinchen

        *Es soll ja nicht selten sein, dass Menschen, die verletzt wurden, einen sehr starken Partner wollen, weil das Autorität und Beschützerfähigkeiten ausstrahlt und man entsprechend Verantwortung abgeben kann.*

        Nein. Es ist eher so, dass solche Mißbrauchserfahrungen den Begriff den man von Sexualität hat prägen. Viele Frauen suchen dann unterbewusst Männer die zu misshandelndem Verhalten neigen. Auch vielleicht weil sie nur das kennen.
        Kann man natürlich als Dominanz auslegen.

        *Wenn du ihnen vorher gesagt hättest, dass du “etwas irre” bist, hättest du es dann verstanden, wenn sie das nicht gewollt hätten?*

        Ich bin ja nicht irre. Ich wurde vergewaltigt, aber ich bin nicht irre. Lies doch bitte richtig.

        Gib doch einfach zu, dass du keine Lust hast, dich auf eine Frau einzulassen, die etwas schwieriger sein KÖNNTE.
        Zudem die wenigsten Frauen genau aus dieser Angst hinaus es dir eben nicht auf die Nase binden werden.
        Was es umso schwieriger macht, mit Krisen umzugehen.

      • marenleinchen

        Und das Beispiel mit den identischen Frauen, wo eine vergewaltigt wurde und die andere nicht ist lächerlich.

      • Christian

        „Nein. Es ist eher so, dass solche Mißbrauchserfahrungen den Begriff den man von Sexualität hat prägen. Viele Frauen suchen dann unterbewusst Männer die zu misshandelndem Verhalten neigen. Auch vielleicht weil sie nur das kennen.
        Kann man natürlich als Dominanz auslegen.“

        Das kann ich mir auch gut vorstellen. Aber ich möchte eben nicht misshandeln und auch keine Frau, die einen solchen Mann sucht. Das kann ein guter Grund sein, sich nicht mit einer solchen Frau einzulassen

        „Ich bin ja nicht irre. Ich wurde vergewaltigt, aber ich bin nicht irre. Lies doch bitte richtig.“

        Du schriebst: „Wahrscheinlich war ich für die einfach etwas irre.“ Das du dich nur so verhältst, weil du vergewaltigt wurdest macht das Verhalten, dass du dann gezeigt hast, ja nicht einfacher.

        „Gib doch einfach zu, dass du keine Lust hast, dich auf eine Frau einzulassen, die etwas schwieriger sein KÖNNTE.“

        Das halte ich eigentlich für einen sehr schlauen Plan: Sich einen Partner suchen, der nicht schwierig ist, sondern einen ergänzt, unterstützt und mit dem das Leben angenehm ist.

        Warum genau sollte ich mir eine Partnerin suchen, mit der es schwieriger werden könnte? Was genau ist dabei der Vorteil? Es gibt alles, was es in einer Frau gibt, die schwierig sein könnte, auch in einer Frau, die mit einer höheren Wahrscheinlichkeit nicht schwierig ist.
        Natürlich habe ich ein Interesse an einer Freundin, mit der nach meiner Meinung möglichst wenig Konflikte enstehen werden.
        Einen Beziehungstipp nach dem Motto „Such dir eine, bei der die glückliche Beziehung eine Herausforderung ist und schwierig werden könnte“ habe ich auch sonst noch nirgendwo gelesen.

        „Zudem die wenigsten Frauen genau aus dieser Angst hinaus es dir eben nicht auf die Nase binden werden.
        Was es umso schwieriger macht, mit Krisen umzugehen.“

        Das mag sein. Aber was ändert das in Hinblick auf eine Partnerwahl aus der Perspektive des Nichtbetroffenen?

      • Christian

        „Und das Beispiel mit den identischen Frauen, wo eine vergewaltigt wurde und die andere nicht ist lächerlich.“

        Es ist natürlich ein theoretisches Beispiel. Aber es verdeutlicht, welche Wahl man treffen würde. Sie müssen ja nicht identisch sein. Aber er kann sie beide gleich interessant finden, wenn du das Beispiel dann realistischer finden würdest.

      • onyx

        „Aber es verdeutlicht, welche Wahl man treffen würde.“

        Anhand der Frage, ob eine vergewaltigt wurde oder nicht? In welchem Film lebst du eigentlich?

      • Christian - Alles Evolution

        „Anhand der Frage, ob eine vergewaltigt wurde oder nicht? In welchem Film lebst du eigentlich?“

        Nein, anhand der zu erwartenden Schwierigkeiten, wenn sie dies selbst für so erheblich hält, dass sie es mir gleich auf die Nase bindet und man erkennt, dass sie es nicht verarbeitet hat.

        Für dich würden nicht verarbeitete, wenn auch unverschuldete Probleme und ihre Folgen für die potentielle Beziehung keine Rolle spielen?

      • onyx

        Spielt es für deine Partnerwahl eine Rolle, was du für diesen Menschen empfindest oder achtest du nur auf „zu erwartende Schwierigkeiten“, weil du lieber den Weg des geringsten Widerstandes gehst?
        Würdest du deine Partnerin wegen der „zu erwartenden Schwierigkeiten“ verlassen, wenn du erfährst, dass sie vergewaltigt wurde?

      • Christian - Alles Evolution

        „Spielt es für deine Partnerwahl eine Rolle, was du für diesen Menschen empfindest oder achtest du nur auf “zu erwartende Schwierigkeiten”, weil du lieber den Weg des geringsten Widerstandes gehst?“

        Das ist erst einmal eine Vernuftbetrachtung, natürlich können mir Gefühle dazwischen kommen. Andererseits ist die Partnerwahl ja auch erst einmal ein kennenlernen und wenn ich sie als jemanden kennenlerne, der mir mein Leben schwer machen wird, dann kühlt das mitunter die Gefühle schon sehr stark ab. Wenn du verschossen in einen Mann bist, aber du findest heraus, dass er zu Gewalt neigt, weil er als Kind selbst geschlagen wurde, würdest du dann sagen „Naja, er kann ja nichts dafür, ich fand ihn ja bevor ich das wußte auch gut, also bleibt es dabei“ und gehst das Risiko ein geschlagen zu werden oder beziehst du das in deine Überlegungen ein?

        „Würdest du deine Partnerin wegen der “zu erwartenden Schwierigkeiten” verlassen, wenn du erfährst, dass sie vergewaltigt wurde?“

        Wenn Südländerin jetzt vergewaltigt werden würde, dann würde ich natürlich alles tun, um ihr zu helfen, sie unterstützen wo ich kann und hoffen, dass sie es gut verkraftet. Wenn man natürlich nach Jahren merkt, dass sie es nie verkraften wird, dass sie Männer generell dafür verantwortlich macht, dass sie mir eine Schuld als Mann zuweist oder sie ein seelisches Wrack ist, dann kann das schon Auswirkungen auf die Liebe haben und man kann sich auch wieder entlieben.
        Das passiert in anderen Zusammenhängen ja auch beständig. Männer gehen pleite und ihre Ehefrauen ertragen es nicht, dass sie sich danach in Selbstmitleid ergehen und nicht mehr die Männer sind, die sie früher waren. Menschen ertragen den Tod eines Verwandten nicht und leben in Apathie und Trübsal. Auch da kommt es zu einem entlieben.
        Du scheint eine Art „Einmal verliebt, immer verliebt“-Mentalität zu vertreten. Wenn du dich von einem Freund trennst, stellst du dann jedesmal in deine Berechnung ein, was er dafür kann, dass du das Leben mit ihm nicht mehr schön findest oder gehst du deinen Gefühlen nach?
        Ich möchte mich glücklich fühlen in einer Beziehung. Dazu gehört natürlich auch ein gegenseitiges Füreinandereinstehen. Aber das ist natürlich nicht ohne Schranken. Persönlichkeitsveränderungen (und das sind Mißtrauensanfälle und Verhalten, dass die Beziehung sabotiert) halte ich dabei für durchaus für ein Kriterium, welches einen dazu veranlassen kann, sich nicht mehr wohl zu fühlen.

      • Robin Urban

        Deine Beispiele rollen einem echt die Fußnägel hoch.

      • Christian

        Ich versuchte nur Beispiele zu nehmen, wo jemanden etwas geschieht für das er auch nichts kann und das auch eine wesentliche Verhaltensänderung bewirkt.
        Ich wollte es damit einmal aus dem Kontext der Vergewaltigung lösen, da es bei diesem etwas festgefahren zu sein scheint.

        Welche Beispiele würdest du denn zu diesem Zwecke nehmen?

      • Robin Urban

        Du findest also, dass eine Person, die ihren Partner aufgrund persönlicher Erlebnisse in ihrer körperlichen Unversehrheit bedroht (vulgo droht, sie zu verprügeln oder es vielleicht tatsächlich tut) vergleichbar ist mit einer Person, die aufgrund anderer Erlebnisse (=einer Vergewaltigung) sich zurückzieht, leidet und vielleicht auch nicht immer auf Abruf bereit für Sex ist? Bist du wirklich SO leidend?

        Ich höre bei dir (sowohl persönlich, wie auch auf deinen Blog) immer nur Opfer, Opfer, Opfer. Frauen betreiben Opferolympiaden, Frauen suhlen sich in der Opferrolle, Opfersein ist scheiße, aber Frauen tun es trotzdem. Und dann kommst du mit SO WAS um die Ecke? Vergleichst tatsächlich das Leben mit einem gewaltbereiten Mann mit dem Leben mit einer vergewaltigten Frau? Mein Gott, du Ärmster.

        Natürlich wünschen wir uns alle Partner, die gefestigt, fröhlich, völlig unbelastet sind, aber verliere doch bitte nicht so dermaßen die Verhältnismäßigkeit! Du tust ja gerade so, als ob für DICH die Welt untergehen würde, wenn deine Freundin mal vergewaltigt werden würde. Aber nicht nach dem Motto „Diese dreckige Sau, ich bin so wütend“ oder „Oh nein, die Liebe meines Lebens ist am Boden, aber ich will doch nur, dass sie glücklich ist“, sondern du fängst direkt mit einer Kosten-Nutzen-Rechnung an. „Meine Freundin wurde vergewaltigt, darum wird sie sich vermutlich lange wie ein Traumaopfer benehmen und wohl auch keinen Sex mehr mit mir haben wollen. Das ist schlecht, denn 1. brauch ich Sex, weil ich ein Mann bin und 2. stelle ich mir eine Beziehung anders, irgendwie leichter vor. Daher bin ich hier der Leidtragende.“ Das ist so dermaßen… distanziert, regelrecht kalt. Und gleichzeitig jammerig, opferig!

        Ich kann dir kein Beispiel nennen, denn eine Vergewaltigung ist ein beispielloses Verbrechen, auch wenn du und deine Jünger das natürlich gerne anders seht.

      • onyx

        @ Robin
        „“Meine Freundin wurde vergewaltigt, darum wird sie sich vermutlich lange wie ein Traumaopfer benehmen und wohl auch keinen Sex mehr mit mir haben wollen. Das ist schlecht, denn 1. brauch ich Sex, weil ich ein Mann bin und 2. stelle ich mir eine Beziehung anders, irgendwie leichter vor. Daher bin ich hier der Leidtragende.”“

        Genau das. Weil eine Beziehung mit einer vergewaltigten Frau ja niiie glücklich werden kann. Wegen Opferrolle und wenig Sex und so. Deswegen die absurde und spekulative Frage, für welche Frau man sich entscheiden würde, für die Vergewaltigte oder die Nicht-Vergewaltigte. Das ist so panne, dass ich wenig Lust habe, mich damit näher auseinanderzusetzen. Da fehlt es an jeglichen empathischen Grundlagen.

      • Spaghetti_Nostromo

        Ich finde Christians Argumentation nicht abwegig oder menschenverachtend.
        Aus folgendem Grund: Jeder Mensch sollte sich überlegen, welche inneren Ressourcen er hat.
        Wer bsw. weiß, dass er aufgrund seiner eigenen Vorgeschichte nicht gut mit einem Übermaß an Projektionen der Gegenseite umgehen kann, und es auch nicht schätzt, als Punchingball herhalten zu sollen, damit Vorgeschichten aufgearbeitet werden, mit denen er gar nichts zu tun hatte, der zieht an so einer Stelle mit Recht die Reißleine.

        Im Übrigen ist es m.E. ein verständlicher und legitimer Ansatz, Beziehungskonstellationen ohne Helfersyndrom etc. zu präferieren.

        @Robin:
        Nachdem du auf Christians Blog das hier geschrieben hast:
        „Depressive dieses Schweregrades gibt es nicht viele,
        denn diese bringen sich schlicht und ergreifend irgendwann um.
        Zurück bleiben die Depressiven mit mittelschwerer oder leichter Depression.“

        bist du raus!

        Ich darf dich übrigens von denen, die du da so munter für Tod erklärt hast, grüßen! Manchmal haben sie nämlich auch 20 Jahre später, nachdem sie in so einem Zustand in einer gewissen Station aufschlugen, noch Kontakt. Vielen geht es inzwischen deutlich besser, auch wenn das ein langer Weg war. Die haben gelernt, mit oder trotz ihrer Rahmenbedingungen – ja, ihr Leben zu gestalten und zu genießen.

        Weshalb ich das erwähne: Zu diesem munteren für Toderklären von Menschen, die deinen Leidens-Platz 1 bedrohen könnten, wie du es da gemacht hast, passt auch dein „Ich kann dir kein Beispiel nennen, denn eine Vergewaltigung ist ein beispielloses Verbrechen“.

        Ah ja. Du weißt natürlich, welche psychischen Langzeitfolgen ein Messerangriff mit anschließender Intensivstation und bleibenden Schäden nach sich ziehen kann. Und wie es sich bei manchen Menschen auswirkt, wenn die eigene Wohnung nach Einbruch und Verwüstung nicht mehr als sicherer, eigener Raum wahrgenommen werden kann.
        Nein, ist klar; wenn etwas scheinbar frauenspezifisch ist, dann muss die Sache natürlich „beispiellos“ sein.
        Schon mal ganz kurz den Gedanken gehabt, dass es hier vielleicht mehr um deine beschränkte Vorstellungskraft geht?

        Spaghetti_Nostromo

      • Robin Urban

        Was bist du denn für ein Vogel? o.O

        Ich habe niemanden „munter“ für tot erklärt. Komm mal klar! Dazu kenne ich viel zu viele Menschen, die sich umgebracht haben, es versuchten oder auch „nur“ oft daran dachten.
        Es ging bei diesem Satz von mir (sicher bin ich nicht, aber ich habe keine Lust nachzusehen) um die Unterstellung, dass Depressive sich nicht äußern können. Menschen mit schwerer Depression dürfte das tatsächlich sehr schwer fallen – und die Fälle, von denen du redest, sind nicht mehr schwer depressiv, sondern nahezu geheilt! Toll, dass sie es geschafft haben, das ändert aber nichts daran, dass sie in ihren schwärzesten Stunden nicht voll handlungsfähig waren. Mehr habe ich nicht gesagt!

        Wo wir gerade bei „munter“ sind: Was hältst du denn von Christians munterer Aussage, dass er sich eine vergewaltigte Frau „nicht antun“ würde?

        Ich beanspruche also Leidensplatz Nr. 1… tja, damit ist alles gesagt. Nochmal: Was bist du denn für ein Vogel?

        Ein Überfall mit Messerattacke ist sicher schrecklich, beeinflusst aber im Folgenden nicht die Sexualität in einer Beziehung. Darum ging es hier nämlich, womit dein Beispiel ohne Wert ist.
        Kapierst du das oder ist deine Vorstellungskraft zu beschränkt?

      • marenleinchen

        Na na. Nich provozieren lassen. Oder, um Christian zu zitieren: Bitte sachlich bleiben

  • Clavismagister

    Ich glaube, mich würde das auch verletzen, wenn andere ein mir zugefügtes Verbrechen relativieren, um sich selbst zu profilieren. Das ist es doch, was dich stört, oder? Echt interessanter Text. So habe ich es noch nicht gesehen.

  • Robin Urban

    Schöner Text, dennoch eine Anmerkung:

    Ich finde es gut, dass du über das Stadium, in dem dich selbst das Wort Vergewaltigung triggert hinaus bist, aber manche sind das einfach noch nicht. Ich hab auch lange gebraucht, bis ich das wirklich verstanden habe, aber für manche Betroffene macht es nunmal einen Unterschied, ob man Vergewaltigung oder V*rg*w*lt*g*ng schreibt. Es geht nicht darum, dass man das Wort damit immer noch verstehen kann, sondern um das Schriftbild. Das ist eine optische Sache. Bei den Menschen, die ich kennengelernt habe, ging es zwar nicht um Vergewaltigung, sondern um ritzen (r*tz*n), aber im Grunde ist es das dasselbe Phänomen.

    ABER (und das ist ein großes Aber): Diese Unsitte, alle negativen Meldungen direkt mit einer Triggermeldung zu versehen und immer und überall Sternchen zu setzen, ist für mich auch eher lächerlich und nicht zielführend, gerade wenn hauptsächlich Nicht-Betroffene mitlesen. Ich meine, wenn ich über Vergewaltigung lese, werde ich auch wütend oder traurig, aber dieses durchaus unschöne Gefühl mit dem zu vergleichen, das eine Geschädigte fühlt, die getriggert wird, fände ich unglaublich unangebracht.

    Das erzeugt irgendwie die Stimmung, dass Frauen zarte Pflänzchen sind, die man schonen muss. Dass dem nicht so ist, sieht man ja schön an dir.

    Rock on.

    • marenleinchen

      Als ich angefangen habe, über Feminismus und Vergewaltigungen zu lesen und zu schreiben gabs die Sternchen so noch nicht.
      Bei Triggerwarnungen hab ich immer gedacht: „Bring it on!“, ich wollte mich ja damit auseinandersetzen, sonst hätte ich die entsprechenden Artikel nicht gelesen.
      Und die Wut kann man dann durchaus kanalisieren. 🙂

      *ist für mich auch eher lächerlich und nicht zielführend, gerade wenn hauptsächlich Nicht-Betroffene mitlesen.*

      Ich denke auch dass es viel damit zu tun hat, das Unbehagen von Nichtbetroffenen aus dem Weg zu räumen. Vergewaltigung klingt ja auch so dramatisch… Du glaubst nicht wie viele Menschen ein Problem damit haben (betroffen oder nicht) das Wort auch nur auszusprechen! Ist halt ein Tabu und die Sternchen sind da eher kontraproduktiv.

      • Robin Urban

        Absolute Zustimmung. Dieses Tabu oder die allgemein ziemlich blumige Sprache, die da manchmal verwendet wird, nur um das Wort nicht schreiben zu müssen, regt mich vor allem bei Fällen von Kindesmissbrauch auf. Da soll dann ein Artikel so richtig aufrütteln und dann steht da sowas wie: „Immer wieder hat er dem hilflosen Mädchen Gewalt angetan“.
        Bei sowas könnte ich ausrasten. „Gewalt angetan“. Warum schreibt man es nicht so, wie es ist? Gerne auch so richtig voll auf die Fresse? Aber nee, dem Leser soll das ja bloß nicht ZU unangenehm werden…

  • onyx

    Ein sehr erfrischender Beitrag, wie man es von dir gewohnt ist.

    Ich kann deinen Unmut nachvollziehen, allerdings finde ich es auch wichtig, jedem anderen Menschen seine Gewalterfahrung zuzugestehen. Auch wenn das Erlebnisse sind, die von anderen als weit harmloser eingestuft werden. Meiner Meinung nach hat niemand anders als der Betroffene selbst das Recht, darüber zu urteilen, welche Situationen als übergriffig und/oder gewalttätig empfunden werden.
    Ich gehe auch davon aus, dass eine gyn. Untersuchung im Allgemeinen nicht wie eine Vergewaltigung empfunden wird, aber niemand, der nicht dabei war, kann beurteilen, was da genau passiert ist, und wie es vom Betroffenen selbst erlebt wurde. Jemand, der schon mit erheblicher sexueller Gewalt konfrontiert wurde, ist da sicher stärker sensibilisiert, aber ich finde nicht, dass Vergewaltigungsopfer dadurch kleingeredet werden. Ich denke auch nicht, dass das die Absicht in dem von dir kritisierten Artikel war. Im Gegenteil, ich finde, dadurch wird erst deutlich, in wie vielen Facetten und Abstufungen Gewalt ablaufen KANN.

    • marenleinchen

      Nun da sind wir mal nicht einer Meinung.
      Ich denke nicht, dass ein Abstrich durch seine Penetration eine „halbe Vergewaltigung“ ist. Ich fand diese Formulierung ausgesprochen verletzend. Und den ganzen Artikel irgendwie irre.
      Das sind so die Artikel wo ich mir denke: „Habt ihr keine richtigen Probleme?“

      • onyx

        Ich denke auch nicht, dass eine reguläre Untersuchung eine halbe Vergewaltigung ist. Ich habe es nur anders aufgefasst als du.

  • Steinmädchen

    Hey,
    ich stehe sehr zwiegespalten zu deinem Text. Deine Anmerkungen zu Splashen und diesem Sprachmurks finde ich richtig gut und wichtig, will da seit einiger Zeit auch unbedingt nochmal drüber bloggen. Ist echt nicht cool dieser Umgang. Nicht hilfreich.

    Mit dem relativieren sehe ich anders. Ich kann verstehen, dass das so wirkt, glaube aber nicht, dass es eine Vergewaltigung wirklich relativiert.
    Mir geht es da wohl auch anders als dir. Ich habe lange mit mir selbst kämpfen müssen, dass Vergewaltigung nicht die einzige Form von sexueller Gewalt ist, die eine erleben kann.
    Wenn du sagst, dass dir diese Hierachie so wichtig ist, klingt es wie: Vergewaltigung ist das allerschlimmste was passieren kann. Ich finde das schwierig – Gewalt ist nicht hierarchisierbar. Sie steht in einem Kontext. Gewalt von einer Bezugsperson zu erleben beispielsweise ist schwerer zu verkraften als von einer fremden Person – Vertrauensbruch kommt hinzu. Und gerade in der Kindheit oder Jugend ist eben nicht immer Vergewaltigung die Bezeichnung die trifft.

    In dem Punkt finde ich deinen Text dann relativierend für andere Formen der sexuellen Gewalt die eine erlebt haben mag. Und gerade zB für Betroffene von sexueller Gewalt mag eine gynäkologische Untersuchung, die auch noch gegen die Willen (d.h. die körperliche Integrität wird in einem sicher sein sollenden Raum verletzt) durchgeführt wird, sehr schlimm sein. Auch retraumatisierend.

    Und ich mag diese Erwartung auch nicht, dass ich mir ständig was einführen soll. Das ist für mich eine strukturell übergriffe Erwartung.
    Das ist nicht das Gleiche, sicherlich. Trotzdem ein Übergriff.

    Damit Menschen wie ich nicht dastehen müssen und denken sollen: Es ist ja nichts passiert. Es gab ja keine Vergewaltigung. Was erlebte Gewalt somit nicht anerkennt.

    Liebe Grüße,
    das Steinmädchen

    • marenleinchen

      Gut, ich bin nicht lesbisch kann also nur sehr begrenzt mitreden.
      Dennoch kann ich mir ums Verrecken nicht vorstellen, wie eine professionell ausgeführte medizinische Behandlung per se (!)traumatisierend sein kann. Von übergriffigen Ärzten red ich nicht, die mag es geben, hab ich bisher noch nicht erlebt.

      Klar gibt es Schöneres, aber meine Güte. Ich will nicht an zu spät erkanntem Gebärmutterhalskrebs sterben, oder von ungünstig liegenden Zysten unfruchtbar werden, von daher würde ich mir denken, was muss das muss. Das Wichtige ist bei uns nunmal innen. Einem Zahnarzt werfe ich auch nichts vor, wenn mir nach der Parodontitis-Behandlung die Fresse wehtut. Ich finds auch nicht schön mich vor meinem Hautarzt nackend auszuziehen, damit er meine Muttermale checken kann, aber ich will auch keinen potentiellen Hautkrebs unbehandelt lassen, bloss weil er in meiner Leiste oder unter der Brust ist.
      Man kann sich auch Gewalterfahrungen herkonstruieren, und das ist meiner Meinung nach da passiert.
      Sie hat die Möglichkeit zu sagen dass sie das nicht möchte, es ist immer eine Arzthelferin dabei, sie hat die Möglichkeit sich ihren Arzt auszusuchen. Sie hat die Möglichkeit auf Tampons zu verzichten. Ich seh das Problem nicht. Wirklich nicht.

  • Steinmädchen

    Das Ding ist, dass da ja tatsächlich Gewalt gegen Lesben drin steckt. Vor allem eine sehr strukturelle Ebene, genau das, was Bäumchen ja auch kritisiert, diese Normalität, das etwas in die Vagina eingeführt wird.
    Natürlich ist meist kein körperlicher Zwang da, das zu tun. Aber ein starker Gesellschaftlicher Druck, der es schwer macht, diese Praxis überhaupt in Frage zu stellen. Deswegen habe ich mich damals sehr über den Artikel gefreut, weil ich mich noch nie getraut habe das in Frage zu stellen.

    Automatisch immer als Heterosexuell gelesen zu werden (gerade bei Gyns) ist übrigens auch eine Form von Gewalt.
    Sicherlich überhaupt nicht mit einer Vergewaltigung zu vergleichen, dafür aber allgegenwärtig, jeden Tag und immer präsent. Dazu gehören diese Untersuchungen auch.

    Ich finde Vergleiche oft unnötig und störend, weil jede Form von Gewalt ihren eigenen Rattenschwanz mit sich bringt. Und durch einen Vergleich oft alle nur verlieren weil es keiner gerecht wird.
    In dem Fall kommt er glaub ich durch dieses Konzept des Eindringens zustande. Vielleicht wirklich unglücklich gewählt.
    Aber es steckt eine ganz eigene Erfahrung von alltäglicher Gewalt dahinter, von Anforderungen die für so selbstverständlichen genommen werden, dass auch gerne mal „aus versehen“ Grenzen überschritten werden.

    War das irgendwie verständlich? Hab manchmal das Gefühl, das nicht so recht in Worte fassen zu können was ich genau meine.

    • marenleinchen

      *Vor allem eine sehr strukturelle Ebene, genau das, was Bäumchen ja auch kritisiert, diese Normalität, das etwas in die Vagina eingeführt wird.*

      Das hat aber zu einem großen Teil damit zu tun, dass die entscheidenden Stellen nunmal innen sind. Wären sie außen gäbs ja das Problem gar nicht. Diesbzgl. von struktureller Gewalt zu sprechen find ich relativ wackelig. Zudem, nimms mir nicht übel, aber ist es nicht so, dass auch Lesben sich ab und an mal beim GV etwas in die Vagina einführen? So sprachen zumindest lesbische Freundinnen von mir.

      *Automatisch immer als Heterosexuell gelesen zu werden (gerade bei Gyns) ist übrigens auch eine Form von Gewalt.[…] Dazu gehören diese Untersuchungen auch.*

      Nein, sie haben denke ich nichts mit der Tatsache zu tun, dass ihr als heterosexuell gesehen werdet, es geht ja nicht um einen Lustgewinn, sondern um eine Untersuchung. Ebenso wie Tampons nicht benutzt werden weil sie so lustfördernd für uns Heteras sind, sondern weil sie praktisch sind, weniger Müll verursachen und man keine Sauerei in der Buxe hat.

      Ich seh es so: Wenn dich Männer anmachen bist du Hetera, wenn dich Frauen anmachen bist du lesbisch. Beide haben die Gemeinsamkeit, dass die Fortpflanzungsorgane innen sind.
      In einer Arzt-Situation ist es völlig egal, von welchem Geschlecht du angezogen wirst, da es ja dort nicht um einen Lustgewinn geht.
      Also ist nicht Punkt 1 der entscheidende Faktor, wie die Untersuchung gestaltet wird, sondern Punkt 2.

      Zudem hab ich es eigentlich immer so erlebt, dass ein Vorgespräch beim Gyn stattfindet, wo sie fragt ob alles ok, ob ich Beschwerden habe, etc. Da hast du doch die Möglichkeit dein Unbehagen zu schildern und nach Alternativen zu fragen. Geht der Arzt nicht drauf ein, kannst du einen anderen aufsuchen.
      Ich könnte genusogut behaupten, dass ich als Hetera diskriminiert werde, weil die Tests auf (bei heterosexuellem GV übertragbaren) Geschlechtskrankheiten nicht übernommen werden, was mich dauerhaft schädigen könnte, sollte ich mir die Tests nicht leisten könnte. Diese Tatsache hat aber nichts mit meiner sex. Präferenz zu tun, sondern mit den Krankenkassen.

      • Steinmädchen

        „Diesbzgl. von struktureller Gewalt zu sprechen find ich relativ wackelig. Zudem, nimms mir nicht übel, aber ist es nicht so, dass auch Lesben sich ab und an mal beim GV etwas in die Vagina einführen?“
        Klar, darum geht es mir auch nicht. War vielleicht etwas ungünstig formuliert. Wollte es auch nicht auf Lesben beschränken.
        Es ist nicht so, dass bestimmte Untersuchungen nicht eben auch von außen durchgeführt werden können. Und es ist auch nicht so, dass es keine alternative zu Tampons gibt.
        Es gibt eben Frauen, die kein Bock haben, dass etwas – was auch immer – in ihre Vagina eindringt.
        Und dass diese Vorstellung, diese Erwartung in unserer Gesellschaft so vorherrscht – und alternativen auch gern mal nicht erwähnt werden – hat schon etwas mit heterosexueller und penetrationsfixierter Matrix zu tun.
        Heteronormativität äußert sich nicht nur dann, wenn es direkt um Lustgewinn geht.
        Und gerade in der Penetrationsfixiertheit sehe ich eindeutig eine strukturelle Gewaltebene gegen FrauenLesben.

      • marenleinchen

        *Und dass diese Vorstellung, diese Erwartung in unserer Gesellschaft so vorherrscht – und alternativen auch gern mal nicht erwähnt werden – hat schon etwas mit heterosexueller und penetrationsfixierter Matrix zu tun.*

        Welche Vorstellung? Welche Erwartung?

  • erzaehlmirnix

    Das fasst die Gründe warum ich dem Netzfeminismus der hier so praktiziert wird, kritisch gegenüberstehe. Mitterweile denke ich, „Opfer“ wird man nicht durch Traumata, PTBS oder ähniches sondern man macht sich sebst dazu. Du wirkst nicht wie ein Opfer obwoh du schlimmes erlebt hast. Gleichzeitig machen sich einige der Netzfeministinnen zu Opfern indem sie sich in winzige Ärgernisse hineinsteigern. Ich vermeide inzwischen den Begriff „Opfer“ und nehme eher „Betroffene“. Man kann von etwas schlimmen betroffen sein ohne Opfer zu werden – das zeigt dein Text.

  • Gabriele_Kaufrausch

    Ich denke, das Phänomen, das du beschreibst, hat ganz einfache Gründe: Letztlich ist es halt so, dass jede Gruppe von Menschen (in der Konsequenz auch jeder einzelne Mensch) in erster Linie auf sich selbst schaut.
    Und die genannten Feministinnen haben vermutlich andere Probleme als du. Daher konzentrieren sie sich darauf, diese anzugehen und nutzen dazu das gesamte sich anbietende Instrumentarium (einschließlich Sprache).
    Ich habe das Problem, nie in einer vernünftigen Partnerschaft zu landen, weil alle Frauen, die ich treffe, irgendwelche Rucksäcke voll unverarbeiteter Probleme mit sich mitschleppen (wahrscheinlich ist das bei der umgekehrten Geschlechter-Konstellation genauso). Ich war z.B. mit einer depressiven Moralphilosophin (kein Scherz) zusammen, die mir am Ende unserer Beziehung eröffnet hat, dass sie nur mit mir zusammen war, um einen Gesprächspartner zu haben- natürlich nicht, ohne mich Tage vorher gefragt zu haben, ob ich Kinder mit ihr möchte. Oder mit Frauen, die im Bett unbedingt geschlagen werden wollten, weil dies irgendeinen Minderwertigkeitskomplex bedient. Als ich mich dann verweigert habe, war ich der Spielverderber.
    Du magst das Problem von der anderen Seite haben oder gehabt haben, nämlich mangels Vertrauens keine Beziehung zu einem Mann aufbauen zu können.
    Andere Gruppen (Minderheiten, behinderte Menschen) profitieren auch nicht unmittelbar davon, was die Feministinnen anstellen, weil ihre Probleme andere Ursachen haben.

    Das Ergebnis ist, dass die Sprach-Konventionen aus dem jeweils anderen System für die Problemanalyse im eigenen System nur begrenzt hilfreich sind. Ich habe für mein Problem und die Frage, ob ich als halbwegs ausgeglichener Mensch weiterhin offen sein soll für Menschen, die vielleicht aktiver an sich selbst arbeiten müssen, z.B. Null Hinweise in feministischer Literatur gefunden. Wär interessant, mal von einer Person mit deiner Perspektive dazu etwas zu lesen.

    Danke jedenfalls für den Beitrag. LG,

  • Kendra

    Es gibt Ansätze, die ich in diesem Blogpost gut finde. Wie den über das „Opfersein“.
    Und dann schreibst du Sachen, die ich total daneben finde. Du hast nicht die Definitionsmacht darüber, was andere als Gewalt zu bewerten haben und wie sehr sie darunter leiden dürfen.
    Wenn Menschen unter (sexualisierter) Gewalt leiden, ist das furchtbar, und hat auch bedingungslos so angenommen zu werden. Es gibt Menschen, für die diese Triggerwarnungen sinnvoll sind, wenn sie es für dich nicht sind, ist das in Ordnung, aber du brauchst nicht darüber herzuziehen, wie lächerlich sie sind. Für andere sind sie notwendig.
    Du bist ein feministischer rape survivor – und sprichst damit erstmal nur für dich selbst und nicht für alle anderen feministischen rape survivors. Ich bin auch feministische rape survivor und teile deine Kritik nicht.

    • marenleinchen

      *Du hast nicht die Definitionsmacht darüber, was andere als Gewalt zu bewerten haben und wie sehr sie darunter leiden dürfen.*

      Ich habe aber die Definitionsmacht darüber, wie ich selbst das Verhalten von anderen einschätze, und inwiefern mich dieses Verhalten betrifft. Das habe ich getan.

      *Es gibt Menschen, für die diese Triggerwarnungen sinnvoll sind, wenn sie es für dich nicht sind, ist das in Ordnung, aber du brauchst nicht darüber herzuziehen, wie lächerlich sie sind.*

      Ja. Besonders wichtig sind sie für Nicht-Betroffene, die sich eigentlich nicht so richtig damit auseinandersetzen wollen. Meine Meinung.

      *Du bist ein feministischer rape survivor – und sprichst damit erstmal nur für dich selbst und nicht für alle anderen feministischen rape survivors*

      Aus der Resonanz ziehe ich dass, wenn auch nicht alle, aber viele meinen Standpunkt teilen. Wenn du ihn nicht teilst ist das auch ok, bloss weil einem was schlimmes passiert ist man nicht automatisch politisiertes Sprachrohr. Das einzige was uns verbindet ist, dass wir vergewaltigt worden sind. Ansonsten können wir sehr unterschiedlich sein.

      • Steinmädchen

        Ich sehe das wie Kendra. Definitionsmacht bedeutet, dass die Betroffene allein definiert, wie die schlimm die erlebte Gewalt war. Das ist nicht obejktiv beurteilbar. Und dieses Vergleichen ala ich habe viel schlimmeres erlebt finde ich nicht cool. Und ebnet den Boden für Menschen wie André hier drunter, die meinen strukturelle Gewalt gäbe es nicht, und Vergewaltigung am Liebsten aus jedem Kontext reißen würden – eine individuelle persönliche Erfahrung.

        Zu Triggerwarnung teile ich die Meinung von marenleinchen.

      • André

        Das sind ja mal wieder Unterstellungen.

        Ich habe nicht behauptet, dass es strukturelle Gewalt nicht gibt oder dass Vergewaltigungen stets unabhängig vom gesellschaftlichen Umfeld stattfinden. Beides wären aus meiner Sicht auch unsinnige Behauptungen, deshalb — nocheinmal — habe ich sie nicht getätigt.

        Was ich stattdessen in Frage gestellt habe, ist, dass die „gesamte Gesellschaft“ strukturell gewalttätig gegenüber Frauen ist. Damit meine ich die Gesellschaft in ihrer substantiellen Verfassheit, in allen relevanten Beziehungen. Das ist meines Erachtens auch kein Strohmannargument. Diese Sichtweise wird von einigen Feministen so vertreten. (Möglicherweise aber nicht in der vollen Konsequenz einer solche Aussage zu Ende gedacht.)

        Gut, wird wahrscheinlich nicht mehr gelesen, konnte ich aber auch nicht auf mir sitzen lassen.

  • Luna

    Vielen Dank für den Beitrag, der mir aus der Seele spricht und schön, dass das mal jemand so klar auf den Punkt bringt.

    Ich bin auch vergewaltigt worden, als Kind. Und ich kann das auch so benennen mittlerweile. Und ich bin auch eine offene und lebenslustige Frau. Aber meiner Erfahrung nach sind es häufig am wenigsten die Geschädigten, die ein Problem mit ihrer Geschichte haben. Wie auch…sie sind ja damit gezwungen, sich täglich damit auseinander zu setzen und damit klarzukommen.

    Erstaunlicherweise habe ich zwei Mal erlebt, dass Männer schlecht damit klar gekommen sind und es normalen Sex für eine Zeit zumindest fast unmöglich gemacht hat…so als hätten sie Angst davor, mich zu verletzen. Hilft auch nicht und damit fühle ich mich auch zum Opfer gemacht. Denn eine eigene Sexualität habe ich trotzdem. Aber am schlimmsten sind sicherlich Aussagen von Leuten, die sich eine vergewaltigte Frau nicht „antun“ wollen. Die sollten vielleicht mal ihr eigenes Verhältnis zur Vagina und ihre Angst angehen.

    • marenleinchen

      *Erstaunlicherweise habe ich zwei Mal erlebt, dass Männer schlecht damit klar gekommen sind und es normalen Sex für eine Zeit zumindest fast unmöglich gemacht hat…so als hätten sie Angst davor, mich zu verletzen.*

      Kenn ich. Die Reaktionen können seeehr unterschiedlich sein. Dabei hab ich mit Sex danach nie ein Problem gehabt, sofern meine Grenzen respektiert werden.

      *Aber am schlimmsten sind sicherlich Aussagen von Leuten, die sich eine vergewaltigte Frau nicht “antun” wollen.*

      Ha, wenn die wüsste wie viele von uns unerkannt draußen rumlaufen… Fast wie normale Leute 😉

  • André

    Man muss sicherlich nicht den Feminismus als solches kritisieren, aber gewisse Ideen innerhalb der Bewegung wären doch zu addressieren:

    Zum einen die Sichtweise, dass die gesamte Gesellschaft strukturell gewalttätig gegenüber Frauen ist. Innerhalb dieses Kontinuums ist eine dumme Anmache Teil der allgemeinen Gewalt gegen Frauen und nur graduell von einer Vergewaltigung zu unterscheiden.

    Zum anderen der Versuch durch verschiedene sprachliche Mittel oder gezielte Auslassung der Realität die Schärfe zu nehmen. Das ist gut gemeint, aber es scheint mir ebenso zweifelhaft, ob man betroffenen Menschen unangenehme Assoziationen dadurch wirklich ersparen kann. Der Übergang von einer selbstgewählten Form das Thema darzustellen zu einer Norm des Diskurses wäre aber das eigentlich Problematische.

    Ich hoffe, du kannst zu der Lebensnormalität zurückfinden, die man dir in so verachtenswerter Weise genommen hat.

  • Luna

    „Ha, wenn die wüsste wie viele von uns unerkannt draußen rumlaufen… Fast wie normale Leute 😉 “

    🙂

  • Gewalt gegen Frauen – ein großer Blogpost zu einem großen Problem | Lenas blog

    […] auf diesen Post von Bäumchen. Ist aber jetzt auch nicht so wichtig. EDIT: Wiedergefunden, und zwar hier bei “Die komische Olle”. Ist nicht nur eine Antwort auf den ersten Post, aber auch. Und ich finde übrigens beide Posts […]

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