They don´t speak for me II

Erlebende also.

Um ehrlich zu sein, war meine erste Bauchreaktion auf den Text von Mithu Sanyal ein herzhaftes „Ihr habt doch alle den Arsch offen!!!“ Nachdem ich nun einiges dazu nochmal gelesen habe, bleibt diese grobe Einschätzung der Lage und ich bin (wieder mal) nur genervt vom sogenannten akademischen Netzfeminismus.

Das hatten wir doch alles schonmal. Es wurde doch schon soo oft versucht, Vergewaltigungen durch Euphemismen etwas kleiner, etwas bequemer zu machen. Nun sind wir also „Erlebende“. OK.

Trotzdem es natürlich ausgesprochen polemisch ist, haben Kritiker dieses Begriffs nicht unrecht, wenn sie Parallelen zu Begriffen wie „Erlebnispark“ oder „Erlebnisbad“ ziehen. Das Wort „Erlebnis“ ist, entgegen Sanyals Behauptung, in unserer Kultur eindeutig nicht neutral besetzt, sondern hat einen deutlichen Hang ins Positive, es sei denn es wird mit einem negativen Adjektiv verbunden. Die Behauptung , dass durch diesen Begriff eine „Verschiebung vom Passiven zum Aktiven“ stattfände, ist geradezu lächerlich in seiner kompletten Unbelecktheit von Belegen oder Fakten oder irgendwas. Erleben ist fast schon klassischstes Passiv. Es passiert etwas, das ich erlebe. Man merkt, wie sehr Sanyal diesen Begriff eine Legitimität zusprechen will, ob es Sinn macht, ist dann eher zweitrangig. So erpicht ist sie, dass auch jeder diesen aktiv-Schwachsinn schluckt, diesen Unfug von der Wertneutralität, dass sie es dann auch noch wiederholt, wie man das ja auch von Gebrauchtwagenhändlern gewohnt ist.

Weiterhin spricht sie davon, dass bei dem von ihr vorgeschlagenen Begriff „noch keine Aussagen über Motivationen und Rollenverteilungen“ gemacht werden.

Und da platzte mir der Arsch.

Wie kann diese Frau es auch nur WAGEN, von Motivation zu reden, als hätte ich ein Mitspracherecht gehabt, von Rollenverteilungen, als ob ich mich hüten müsste, ein Geschlechterklischee zu erfüllen („Vergewaltigt zu werden ist soooo 50er!“)

Es ist einer Vergewaltigung inhärent, dass das Opfer passiv ist, dass sich jemand über seinen Willen hinwegsetzt. Ich habe meine besten Jahre damit verbracht, diese Tatsache mit meinem Selbstbild als kompetentes Subjekt in Einklang zu bringen. Ich habe mich bis vor kurzer Zeit vor dem Opferbegriff mit Händen und Füßen gewehrt und es hat mich nicht stabiler gemacht, nicht stärker. Im Gegenteil sogar.

Inzwischen habe ich zu einem gewissen Grad meinen Frieden damit gemacht, es ist Teil meiner Biographie und das kann ich akzeptieren, wie ich meine mittelmäßige Note in der mündlichen Abiprüfung akzeptiere. Der Unterschied ist, dass ich mir meine Vergewaltigung nicht ausgesucht habe. Es ist einfach passiert und ich konnte nichts dagegen tun. Das ist gruselig, ich weiß. Menschen haben gerne die Illusion, dass sie stets die volle Kontrolle über ihr Leben haben, aber: Schlimme Dinge passieren. Und du kannst nichts dagegen tun. Aber es entwertet dich nicht, Opfer geworden zu sein. Bloß weil du in diesen Momenten ein passives Objekt für jemanden warst, heißt das nicht, dass das für den Rest deines Lebens dein Schicksal sein muss. Es heißt nicht, dass du kein selbstbestimmtes Leben führen kannst. Aber dieser kleine Teil deines Lebens wird immer fremdbestimmt gewesen sein und damit musst du irgendwie ins Reine kommen.

Insofern empfinde ich diese Euphemismen für unfassbar rückschrittig. Wie kann bitte die Akzeptanz und Empathie für Vergewaltigungsopfer erhöht werden, indem man einen Begriff verwendet, der stark impliziert, dass sie Anteil an dem Leid haben, dass ihnen widerfahren ist? Wir leben immer noch in einer Welt, in der Opfern vorgeworfen wird, dieses Verbrechen herausgefordert zu haben, oder nicht? Und wenn es nicht die Tat selbst ist, dann der Umgang damit. Ich hatte alles richtig gemacht, ich habe Normalität gesucht, weitergemacht, mich nicht im Selbstmitleid gesuhlt und die Kommentare, wie bewundernswert und stark ich wäre, genossen. Gleichzeitig hatte ich Panikattacken und soziale Schwierigkeiten, für die ich ebenfalls, objektiv betrachtet, nichts konnte. Erst als ich akzeptieren konnte, dass ich zwar schwach und passiv war, aber es TROTZDEM falsch war, ein Verbrechen an meinem Leib und Leben verübt worden war, dass es in der Sache eben keinen Interpretationsspielraum gibt, ging es mir besser.

Natürlich kann mein Weg dahin keine Handlungsanweisung für jeden sein, aber ich denke, dass nicht wenige mit derselben Selbstverachtung und denselben Zweifeln zu kämpfen haben, und da ist es mEn wichtig, sich keine Euphemismen zu suchen, sondern sich der Tatsache offen zu stellen.Aber ich schweife ab.

Bemerkenswert ist ebenfalls, was für einen Unsinn Sanyal zum Thema Trauma verzapft:

Wer möchte, dass die Krankenkasse eine Therapie nach sexualisierter Gewalt bezahlt, braucht die psychiatrische Diagnose Trauma. Dadurch wird jedoch ein Trauma, das von außen zugefügt wurde, zu einer seelischen Wunde, und damit in dem Traumatisierten selbst begründet.

Wie allein durch die Diagnose ein  Trauma von außen zu einer im Patienten selbst begründete (!) Wunde wird, erschließt sich mir nicht. Das ist glaube ich Unsinn. Gefährlicher Unsinn noch dazu, impliziert es doch, dass das Opfer durch ein Hilfsgesuch eine Art von Schuld auf sich nimmt.

In eine ähnliche Richtung geht die juristische Bezeichnung „Geschädigte*r“, im­pli­ziert sie doch, dass Geschädigte einen Schaden zurückbehalten. Und „Betroffene*r“ hört sich so … betroffen an.

Haha, da hat sie noch einen Lacher eingeflochten, brilliant. Betroffen! Das ist so 80er Ökospeak! (Ernsthaft?)

Ich halte Sanyal insgesamt für eine mäßig begabte Autorin, die nicht in der Lage ist, ihre Thesen unmissverständlich auszudrücken, die sprachlich nicht in der Lage ist, zwischen Fakt und ihrer Meinung zu unterscheiden und eine gewisse ärgerliche Selbstgefälligkeit an den Tag legt. Ich kenne ihr Buch nicht, vermute aber, dass sie leider auch nur ein zusammengeschustertes Halbwissen besitzt.

Das ist allerdings kein Verbrechen und daher wehre ich mich dagegen, wenn irgendeine Blitzbirn unter meinen 5 Lesern nun meint, einen Grund zu haben, Sanyal Drohungen zu schicken. Wir verstehen uns, ja?

Good night and good luck


Fascinating Womanhood Chapter 12

Was bisher geschah…

Meine Theorie war ja immer, dass Helen Andelin FW geschrieben hat, um anderen Frauen zu helfen ihren grauenvollen Ehemann zu ertragen, von dem sie sich nicht trennen können, weil ihre christlich-fundamentalistische Community sie sonst ausstoßen würde.

Dann habe ich das vorliegende Kapitel gelesen und auf einmal wurde mir klar, dass alles deutlich düsterer ist, als ich bisher angenommen hatte.

Das Kapitel heißt Masculine PrideDon´t Wound His Sensitive Masculine Pride. 

Laut Andelin ist der Mann an sich sehr stolz und sehr empfindlich, was seine masculine qualities angeht, welche im Prinzip bereits erschöpfend in den vorherigen Kapiteln, besonders aber in Kapitel 5  behandelt worden sind.

If any of these masculine traits are weak or missing, his pride will prompt him to obscure this lack from the world as much as he can. […] he is sensitive when his status is not recognized or appreciated, or when he fails to achieve the status he seeks

Hu boy! Ich weiß ja nicht wie es meiner Leserschaft geht, aber in meinen Ohren hört sich das klar nach etwas an, was Feministinnen als toxic masculinity nennen.

A man cannot stand to have his masculinity belittled, ridiculed, or treated with indifference

One of these things is not like the others….

Aber lesen wir weiter:

How to avoid wounding his pride

Never suggest that he doesn´t measure up in his manhood […] In his efforts to care for his family, never imply that he could do better, or that someone else is doing better. Never indicate that his manly care and protection are not needed […] Never ignore a demonstration of his masculinity. And take care that you never excel him in anything masculine.

Stellen wir uns mal kurz vor, wir wären Helen Andelin und würden mit einem Mann zusammenleben, dessen Ego so dermaßen empfindlich ist, dass man nicht nur jedes Wort genauestens prüfen muss, sondern bei dem man sich selbst und seine Fähigkeiten, sofern sie denn als maskulin ausgelegt werden können, stets runterspielen muss, damit der Partner nicht beleidigt ist. Wie muss eine Beziehung aussehen, wenn so ein Verhalten als notwendiger Rat gegeben wird, damit das zusammenleben funktioniert?

Wie soll man aber nun mit den entsprechenden maskulinen Qualitäten umgehen, damit das zerbrechliche Ego nicht beschädigt wird?

The masculine body

Never say for example, „I don´t like beards“ or „Why did God make hair on men´s chests“. If he stands before you with his chest bare and his muscles flexed, hoping to win your admiration, don´t act indifferent.

Never suggest he build up his muscles or compare him to someone taller or stronger. If he is lacking in his sex function, avoid making an issue of it. Try to discover the cause and work for a solution

Fair enough. Die Anweisung hier ist quasi „Don´t be a dick to your husband“

A man can be painfully humiliated to have a woman excel him in anything requiring masculine strength or skill. […] To excel a man in anything masculine is to belittle him. It makes him feel like less of a man. […]

Don´t belittle, show indifference, or excel him in anything which requires masculine ability. This applies not only to skills in his work, but to other things such as carpentry, mechanics, fishing, hunting, masculine sports, math , or anything in which he has masculine pride. […]

For example, if your car is stalled and he is trying to fix it, don´t suggest he call a repairman. […] And if, through necessity, you must perform some masculine skill yourself, don´t outshine him.

Falls ihr euch wundert, so kommt es übrigens auch zustande, dass einige Männer glauben, dass Frauen komplett inkompetent in allen „nichtweiblichen“ Bereichen sind. Sie wurden dazu erzogen, immer schlechter zu sein als Männer. Und nein, es ist nicht so als wäre es ein Buch mit einer verschwindend geringen Leserzahl, es wird nach wie vor aufgelegt, wurde millionenfach verkauft und hat zur Zeit 56 Rezensionen auf Amazon.us.

Andelin weist auch mehrfach darauf hin, dass man seine Leistungen und Ziele nicht schmälern solle, egal wie diese aussehen. Ja, es ist sogar ein Vergehen, wenn man zu beschäftigt ist, ihm zuzuhören wenn er nach Hause kommt, oder wenn man ihn nicht permanent Honig um den Bart schmiert, wenn er was erreicht.

Man sollte dieses Buch umbenennen in „Masculinity so Fragile – The Book“ -.-

Dann gehts aber natürlich noch um die Persönlichkeit:

A previous chapter referred to character traits which seem to be distinctly masculine – decisiveness, steadfastness and aggressiveness, whereas women tend to be vacillating, submissive and complacent. Do not, therefore indicate that he is lacking in the masculine traits, or in any way inclined to be vacillating or submissive

Interessant oder?

Andelins Wortwahl lässt stark vermuten, dass sie schon der Meinung ist, dass dominante Frauen und submissive Männer (wenn man das Ganze schon auf zwei Extreme runterbrechen will) existieren, dass es nicht mal so selten ist, aber sie gibt hier klar die Anweisung, diese Impulse zugunsten des männlichen Egos zu unterdrücken. Wie schon vorher ab und an mal leugnet sie patriarchale Strukturen nicht, zieht aber aus den Gegebenheiten völlig andere Schlüsse, als es eine Feministin oder auch nur eine moderne Frau täte.

Nun geht es natürlich auch um die männliche Rolle als Ernährer der Familie, welche die Frau mit ganz besonderer Sorgfalt und Zartgefühl zu behandeln hat, insbesondere wenn sie – jepp – selber verdient.

Wenn sie denn nun unbedingt arbeiten MUSS, sollte sie folgendes vermeiden:

  • Remind him that he couldn´t make it without you
  • Complain about how hard you work, or how much you sacrifice because you work
  • Explain to everyone that you work because […] the family could not get by without the extra money
  • Tell everyone how much your parents do for you and how you could not get by without your help
  • Excel him in your work: Do a better job. Advance to a higher position. Bring home more pay

Muss ich dazu noch was sagen? In meinen Abenteuern im Masku-Land habe ich tausendfach gehört, dass es die Frauen seien, welche Wert auf einen gut verdienenden Partner legen, wofür sie den Begriff Hypergamie aus der Ethnosoziologie verwenden. Interessanterweise ist es aber offenbar so, dass es der Mann ist, der Wert darauf legt, die sogenannte finanzielle Oberhand in der Beziehung zu haben. Auch wird diese Art der Partnerschaft wohl in erster Linie in patrilinearen Gesellschaften (*hust* oder Patriarchaten *hust*) praktiziert. Der Leser mache daraus was er will.

Wenn ihr nun aber davon ausgeht, dass das Verdienertum für eine nichtverdienende Hausfrau eine nichtexistierende Klippe ist: Weit gefehlt!

Niemals, ich wiederhole, NIEMALS auch nur im entferntesten suggerieren, dass so ein bisschen mehr Geld schon ganz nett wäre, und niemals die Worte „We can´t afford it“ äußern! Und vor allem belästige ihn niemals mit den Gegebenheiten des finanziellen Alltags, auch und gerade wenn das Geld vorne und hinten nicht reicht!

Andelin macht uns mit dem fiktiven Paar Tom und Mary bekannt:

Tom sieht sich die Rechnungen an und bemerkt, fishing for compliments, dass es ja ganz schön teuer sei, eine Familie zu unterstützen.

Mary: „Well it´s not my fault! I scrimp and save, sew all the children´s clothing myself, make our own bread, and never buy a thing for myself. Other women got to the beauty salon [etc.], but I go without these things“ (Hoping to win appreciation)

Tom: „Do you really go without?“ (Hoping she will reassure him that she doesn´t)

Mary: „I´m only trying to help. I would rather go without the things I need, than see you worry“ (Hoping again for appreciation)

Das ist das Negativbeispiel. Andelin beschreibt, dass Tom nun eine Mischung aus Groll gegenüber seiner Frau und sich selbst fühlt weil es so aussieht als sei er ein Versager.

Das führt dazu, dass er gereizt bemerkt, er wäre wohl in ihren Augen kein toller Versorger, was?

Das Positivbeispiel fängt mit derselben Aussage Toms an:

Mary: „Doesn´t it, though? How have you managed so well? It must be a tremendous responsibility to provide for a family!“

Tom: „Oh, I don´t mind it, but it does has its trying problems. But, I feel capable of the job. Yes, quite capable!“

Mary: „It´s wonderful to feel secure and know that you will always provide for us!“

Wieder mal wird das fragile Ego der Mannes an allererste Stelle gesetzt. Es ist egal, ob sie kaum über die Runden kommen, die Hauptsache ist, dass Tom sich wie ein Held fühlt, weswegen finanzielle Probleme niemals angesprochen werden dürfen. Auch ist das Selbstwertgefühl von Mary, die ja keinen kleinen Beitrag leistet, keiner Erwähnung wert.

So reagieren Menschen, deren Leben ganz und gar von den Launen anderer Menschen abhängig ist, in Diktaturen zum Beispiel.

Andelin präsentiert noch ein paar andere Beispiele und Situationen , die Klippen für das männliche Ego darstellen könnten, in denen Männer ihren Frauen waghalsige Investitionen unterbreiten und ganz beleidigt sind, wenn sie ihn nicht sofort mit Lob überschüttet sondern diese Ideen praktisch und sachlich hinterfragt. Oder wo eine Frau ihrem Mann Tipps gibt, wie er den Unterricht in der Sonntagsschule verbessern könnte und er „violently angry“ wird und ihr vorwirft ihn nie geschätzt zu haben.

Oder mein persönlicher Liebling, wo ein Mann ein Theaterstück plant und seine Frau fragt, ob sie die Kostüme fertigt. Sie stürzt sich in die Arbeit, erfreut ihm helfen zu können und er bellt sie nach einiger Zeit an, sie würde sich ja gar nicht mehr für ihn interessieren, sondern nur für die Kostüme. ^^

Her failure was her all-consuming interest in the costumes rather than the play. She missed her opportunity to observe his talents as a director, organizer, and teacher. […] He felt hurt by her indifference to his talent and success.

Also das wäre eine Situation wo ich persönlich sagen würde „Mach doch deinen Scheiß alleine!“, aber was weiß ich unverheiratetes Ding schon.

Andelin fährt fort die Auswirkungen auf die Psyche eines Mannes, der solch grober Behandlung ausgesetzt ist, zu beschreiben und boy oh boy, ist es furchtbar!

Er wird ihr gegenüber zurückhaltend sein! Er wird taub und blind gegenüber der Schönheit der Welt und eventuell sogar impotent! Er wird anfangen sie anzulügen! Vielleicht sogar alles auf einmal!! Und alles nur, weil sie nicht genug gelächelt hat, als er nach Hause gekommen ist und sie war gerade dabei zu kochen und hatte keine Zeit ihm zuzuhören. Ja, das ist ein tatsächliches Beispiel aus dem Buch.

Es wäre nicht FW, wenn es keine Leserbriefe gäbe:

In einem schreibt die Frau eines Forschers/Seemanns (?), die monatelang mit 4 Kindern allein war, dass sie unheimlich unzufrieden war, weil sie sich gefühlt hat wie quasi-geschieden. Nachdem sie dann aber (ziemlich wortwörtlich) das Licht FWs gesehen hat, schrieb sie ihrem Mann lange liebevolle Briefe, in denen sie nicht mehr ihre Schwierigkeiten schilderte, sondern ihn in höchsten Tönen lobte und sich völlig unterwarf. Der Mann war entzückt und fand seinen Job auf einmal total doof, kam nach Hause und kaufte der Familie eine kleine Farm in Washington, auf der sie fortan alle zusammen lebten.

Und der Name der Mannes, der ihnen die Farm verkaufte? Albert Einstein. 😀

einstein_1921_portrait2

 

Good night and good luck


ESC und Deutschland: Der Versuch einer Analyse

Gestern war ja ESC, und Deutschland hat, zum wiederholten Male, den letzten Platz belegt, mit Jamie-Lee Kriewitz (in unserem Haushalt liebevoll „Schemi-Lee“ oder „Das Mangamädchen“ genannt) und „Ghost“.

Natürlich flattern seitdem wieder tausende Erklärungsversuche durch den Äther, natürlich wird wieder in erster Linie Deutschlands und insbesondere Merkels Politik die Schuld gegeben. So ein Blödsinn, und genau das ist auch mit ein Grund für Germany´s mehrjähriges Versagen. Aber fangen wir doch bei der Musik an, es ist ja doch eigentlich ein Musikwettbewerb. ^^

Und die Musik, die aus Deutschland dahin geschickt wird, ist an Blahigkeit und Uninteressantheit kaum zu überbieten. Der Refrain von „Ghost“ ist unheimlich öde und schleppend, machen wir uns nichts vor. In den Strophen gibt es ein paar nette Momente, aber auch nichts Weltbewegendes. Der Auftritt wird sehr bald vergessen. Es ist halt der Siegersong einer Castingshow. Als Sängerin ist Jamie-Lee ganz nett, aber, nun ja, bleibt immer auf Castingshowniveau. Wenn man sich die anderen Interpretinnen langsamer Lieder ansieht, fällt direkt auf, dass die mal wirklich in ner GANZ anderen Liga spielen, professionell ausgebildet und mit der stimmlichen Fähigkeiten, auch eher öde Lieder mithilfe ihres Gesangs aufzuwerten (Australien, ich sehe in deine Richtung). Die Sängerinnen, die stimmlich in Jamie-Lee´s Liga spielten, waren so klug, entweder schnellere Songs zu wählen oder mit Sex-Appeal auszugleichen. (Aserbaidschan….). Zudem erweckten sie auch zum Großteil den Eindruck, dass sie echt Spaß am Auftritt hatten und hatten die Bühne im Griff, eine Choreo, eine ausgefeilte Show. Irgendein Unterhaltungselement eben.

Wir hatten ein Mädchen in einem seltsamen Outfit, das zu einem mittelmäßigem Song durch ein paar Lichteffekte marschierte. Komisch, dass wir so weit unten lagen. ^^

Jamie-Lee, möchte ich anmerken, kann dafür am wenigsten. Sie war meiner Meinung nach in erster Linie das Vehikel für die Ambitionen anderer. Die Ambitionen von Smudo, vom NDR, was weiß ich. Man nimmt ein junges, dunkelhaariges Mädchen aus dem Raum Hannover, pappt ihr einen Song auf (Gipfel der Faulheit, dass es diesesmal noch nichtmal ein neuer Song war, sondern der Castingquatsch 1:1 übernommen wurde) und schickt sie zum ESC. Hat einmal geklappt, wird ja wohl auch wieder klappen. Nee. Lena hatte Charisma und eine Bühnenpräsenz, die man mit dem Messer schneiden konnte, das Selbstbewusstsein, sich ganz auf sich zu verlassen, im schlichten Kleid mit herunterfahrener Bühnenshow. Funktionierte, obviously.

Jamie-Lee ist nicht soweit, sie benötigt das Gimmick, die Verkleidung als Mangamädchen mit den putzigen Gegenständen im Haar. Ein buntes Kleidchen ist kein Ersatz für Charisma und Persönlichkeit. Es ist keine Schande, mit 17 nicht die Größe zu haben, auf einem Wettbewerb wie dem ESC zu bestehen, es ist allerdings eine Schande, ein solches Mädchen in blindem Aktionismus auf einem solchen Wettbewerb zu verheizen. Schlechtes Management sowieso.

Mich beschlich schon beim Eklat um Xavier Naidoo der Verdacht, dass die Verantwortlichen beim NDR einfach keine Ahnung von und keinen Bock auf Musik haben. Xavier Naidoo ist in Deutschland seit langem kein erfolgreicher Musiker mehr, geschweige denn im Ausland. Er kann singen, okay, wenn man das weinerliche Geknödel und den lieben Gott mag. Aber er ist doch eigentlich kein aktiver Musiker mehr oder? Er sitzt nur bei Voice of Germany in der Jury, einer Sendung, die einen gewissen Erfolg hat. Das roch nach: Komm, der kann bissken was, der ist dazu bereit und der ist einigermaßen bekannt. Da schalten viele Leute in Deutschland ein. Ähnliche Gedanken wird es bei Jamie-Lee gegeben haben, es wird ja wohl kein Zufall sein, dass sie denselben Ursprung haben. Die deutschen Verantwortlichen denken sicherlich nicht an den Wettbewerb selbst, sie denken daran, ob und wieviele Leute es in der Heimat dann gucken. Ziel ist nicht, den ESC zu gewinnen, Ziel ist, einen Aufhänger für das Barbara Schöneberger Vehikel zu haben. Und das rächt sich.

Ich möchte auch gerne einmal die Zusammensetzung der Jury ansprechen: Das sind 2016 Sarah Connor, Anna Loos, Namika und 2 Nasen von The Boss Hoss (unter anderem bekannt aus…. na raten Sie´s?). Fünf mittelmäßig erfolgreiche Popsänger. Warum sitzt da nicht jemand von ner Plattenfirma, vom Musikfernsehen, Radio oder sonst jemand, der mal einen anderen Blick darauf werfen würde? Achja, die könnten ja dann nicht auf der Reeperbahn performen, es ist nämlich interessanterweise so, dass seit etwa 2011 (da war Ina Müller Jurypräsidentin, gibts den Titel überhaupt noch?) fast alle Jurymitglieder fest in das Rahmenprogramm als Showact eingebaut sind. Was das bedeutet, darüber darf der geneigte Leser selbst nachdenken.

Zusammengenommen sind das alles deutliche Indikatoren dafür, dass der NDR weder sonderlich viel Zeit noch Mühe auf den ESC verwendet. Es wird irgendein Lied genommen von irgendeinem Künstler, der eventuell grad einen kleinen Bekanntheitsschub hat oder nicht, dann werden irgendwelche Nasen in die Jury gesetzt, die eventuell Bock haben am Finaltag von Barbara Schöneberger anmoderiert zu werden. Zack, feddich, ESC, letzter Platz.

Wär ja alles auch gar kein Ding, wenn nicht JE-DES-MAL wieder die „Wir werden aufgrund unserer Politik abgemahnt“-Sau, zusammen mit der „Es ist eine Schande, dass wir als superduper Geldgeber so wenig Punkte bekommen“-Sau durch das Internetdorf getrieben wird. Und genau diese Einstellung ist, wie oben angedeutet, mit ein Grund dafür, warum Jahr für Jahr gescheitert wird.

Als Geldgeber müssen wir uns nicht qualifizieren (was ein wahres Glück ist) und sind automatisch im Finale. Es erkauft keinen Sieg. Soo wichtig ist Deutschland nicht und wir sind hier auch nicht bei der FIFA. Vielleicht wäre es aber mal eine Idee, dass wir auch ein paarmal im Halbfinale rausfliegen. Einfach, damit sich jemand mal ernsthaft Gedanken macht, wie wir denn weiterkommen könnten, im Moment tut das nämlich wohl keiner.

Zum Politikargument: 41 Länder stimmen ab. Und alle 41 hassen uns so sehr, dass sie uns absichtlich keine Punkte geben, so wichtig sind wir nämlich. Ach nee, sind wir ja gar nicht. Das ist eine ganz bestimmte Art von Narzissmus, der unbedingte Glaube, dass alle einen hassen und mobben. Es ist zudem echt bequem, weil man sich dann ja gar nicht so anstrengen muss, man hat dann ja zur Not die Begründung „Alle hassen mich eh“. Zumal Russland oder Israel, deren Politik deutlich kontroverser sein dürfte, aus diesem Grunde immer letzter sein müssten.

Es ist schon fast empörend wie wenig sich die deutschen Verantwortlichen um den ESC scheren, wie faul und lieblos damit umgegangen wird. Und natürlich kann man sagen „Oorrrr, da gibt es doch weiß Gott wichtigeres und überhaupt, das ist doch eh so ein Müll“. Ja, gibt es und ja, ist es.

Dennoch. Es ist der größte Musikwettbewerb der Welt und ich denke, dass es Europa gut tut, sich einmal im Jahr zu einer Verastaltung zu sammeln, wo es mal nicht um DIN-Verordnungen oder Handelsabkommen geht, sondern um die schönen Dinge im Leben, Musik und Bombast, um die man freundschaftlich konkurriert. Auch und gerade für das Gemeinschaftsgefühl.

Also bitte, warum nicht wieder ein Casting wie bei Raab, wo zuerst eine Persönlichkeit gewählt wird und dann geschaut wird, was für ein Lied beim ESC zu dieser Persönlichkeit passen könnte und was angemessen wäre. Hat doch schonmal geklappt? Warum nicht eine Jury, wo Menschen zusammen sitzen, die Spaß an der Sache haben und Ahnung von Musik, und denen es nicht darum geht, ihre eigene klägliche Karriere zu pushen?

Das fänd ich total gut.


Ist Star Wars VII: The Force Awakens das Beste Ding Seit der Erfindung von Honig in der Tube?

Disclaimer:

Dieser Artikel setzt aus verschiedenen Gründen voraus, dass Star Wars Episode VII gesehen wurde

Kurze Antwort:

JA! Aber Hallo! Sowas von!

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Marens ultimatives Star Wars Ranking (Stand 12/2015)

Hey, ein neuer Star Wars Film ist rausgekommen.

HEY, ER IST TATSÄCHLICH RICHTIG GUT!!!

Ich kann wirklich nicht genug betonen, wie wunderbar es für mich ist, dass Star Wars wieder da ist. Nach Jahren der Schmerzen, in denen die einzige Erleichterung war, Witze über Ani und seine starken Gefühle gegenüber Sand zu machen. Nach Jahren des Konflikts, wo ich versucht habe, den Prequels IRGENDWAS abzugewinnen, weil, ernsthaft, da muss doch irgendwas sein!!!

Endlich wurde das riesige, X-Wingförmige Loch in meinem Herzen gefüllt. Der Heilungsprozess kann beginnen.

Die Grundfrage ist natürlich, WIE GUT ist Star Wars VII: Das Erwachen der Macht tatsächlich, so im großen Ganzen? Das nehme ich zum Anlass, hier mal meine persönliche, begründete Hitliste der Star Wars Filme zu veröffentlichen.

Das bedeutet natürlich Spoiler ohne Ende. Beginnen wir also:

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